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1. Das Altertum - S. 24

1893 - Leipzig : Dürr
— 24 — menschliche Herrlichkeit ist vergänglich. Zwanzig Jahre nach dem Tode des großen Nebnkadnezar fiel das mit fieberhafter Hast zu neuer Blüte emporgebrachte babylonische Reich in die Hände der Perser. Die babylonische Kultur hat sich nach Osten und Westen verbreitet, besonders unter den semitischen Völkern in Syrien, d. h. dem ganzen Landstriche westlich vom Euphrat bis zum Meere; die Städte Damaskus, Jerusalem, Tyrns, Sidon und noch viele andere waren die Pflegestätten dieser Kultur, und was noch fehlte, wurde von Ägypten herübergebracht, so das; sich hier die ägyptische und babylonische Kultur vereinigten. Die Völker aber, welche diese Kultur weiter nach Europa hinübertrugen, waren die Hebräer und die Phöniker. Die Hebräer waren ursprünglich Nomaden, die in der arabischen Wüste und auf der Sinaihalbinsel herumzogen. Von da sind sie nach Gilead auf der Ostseite des Jordan gekommen, und um das Jahr 1150 nahmen sie allmählich, Stamm für Stamm, Besitz von Kanaan ans der Westseite des Jordan. Die wichtigsten der zwölf Stämme waren Ephraim im Norden und Juda im Süden. Beide wurden vereinigt unter dem Könige Saul (um das Jahr 1000 v. Chr.) aus dem Stamme Benjamin. Schwere Kämpfe gegen die Philister erfüllten seine Regierung. Ihm folgte David aus dem Stamme Juda und dessen Sohn Salomo. Unter letzterem gelangte die Hauptstadt Jerusalem zu großem Ansehen, denn hier erbaute er den prächtigen Tempel, der seinen Namen trug, und daneben einen nicht weniger prächtigen Palast. Aber sofort nach seinem Tode zerfiel das Gesamtreich wieder, der Norden, das Reich Israel mit der Hauptstadt Samaria, trennte sich von dem Süden, dem Reiche Inda mit der Hauptstadt Jerusalem. Während beide Reiche unter der Herrschaft der Assyrer schwer zu leiden hatten, bildete sich der Jahwe- oder Jehovadienst aus, welcher dem Christentums den Weg gebahnt hat. Der israelitische Nationalgott Jehova wurde als der alleinige Gott anerkannt, alle Götzenbilder und alle Altäre anderer Götter wurden vernichtet, ihm allein sollte das Volk dienen, und zwar weniger durch Opfer als durch Buße und Reinigung der Sitten. Freilich war er wie alle Götter des Altertums ein strenger und eifriger, d. h. eifersüchtiger Gott, der seinem auserwählten Volke oft zürnte und der nicht nur wie Baal, der Gott der Assyrer, die grausame Vertilgung aller Feinde des Volkes, sondern auch die Hinschlachtung aller Andersgläubigen verlangte. Als die Israeliten von den Assyrern und die Juden von den Babyloniern in die Gefangenschaft abgeführt worden waren, hörten die Hebräer auf, ein selbständiges Volk zu sein. Zwar wurden die Juden nach 70 Jahren

2. Das Altertum - S. 41

1893 - Leipzig : Dürr
— 41 — der Allsehende, bei dem sich die Götter Rat erholen, wenn sie jemanden oder etwas suchen. Dem Sonnenwagen des Helios voran eilt Eos, die Göttin der Morgenröte, die „rosenfingrige", wie Homer sie nennt. Wie es einen Sonnengott gab, so gab es auch eine Mondgöttin, Selene, die in nächtlicher Stille den Mondwagen mit dem Zweigespann weißer Pferde oder Kühe leise am Himmel hinlenkt. Endlich ist noch Iris, die Göttin des Regenbogens, zu erwähnen, die als Botin der olympischen Götter schon bei Homer häufig genannt wird. Die Götter der Gewässer stehen sämtlich unter dem Schutze und Befehle des Herrschers des Meeres, Poseidon, eines Bruders des Zeus, der sich mit diesem in die Weltherrschaft geteilt hat. Wie Zeus im Himmel gebietet, so Poseidon in der Tiefe des Meeres, aber da das Wasser in Gestalt der Wolken zum Himmel empor steigt und von diesem herabkommt, so ist Poseidon auch auf dem Olymp heimisch. Seine Waffe und das Abzeichen seiner Macht ist der Dreizack, mit diesem erregt und bändigt er die Wogen des Meeres. In der Tiefe des Meeres steht sein Palast, von da aus fährt er im goldenen, von schnaubenden Rossen gezogenen Wagen über die Flut, und alle Bewohner kommen herzu, um seinen Triumph zu verherrlichen. Wie das Meer, so erregt er auch die Erde im Erdbeben, darum heißt er der „Erderschütterer". Seine Gemahlin ist Amphitrite, die Göttin der ringsum rauschenden, heiligen Meerflut. Man stellte den Meerbeherrscher in ähnlicher Weise dar wie Zeus, nur beweglicher, unruhiger in Gesicht und Bewegung, wie es dem Gotte des unruhigen Meeres geziemt. Man fürchtete seinen Zorn, seine Rache; wie das Meer, so ist auch der Meergott unberechenbar und erbarmungslos, wenn er zürnt. Schiffer und Fischer bauten ihm Altäre und suchten ihn durch peinlich genaue Vollziehung der Opfer und Gebete günstig zu stimmen. Als Sohn des Poseidon galt Triton, der „Brauser", der auf seiner Mufcheltrompete lärmt, daß Meer und Küsten erzittern, und dessen Leib in einen Fischschwanz ausgeht. Von ihm stammt das Geschlecht der Tritonen ab, die man auf mythologischen Bildern immer in Begleitung der Meergottheiten sieht. Zu diesen gehört ferner Nereus, der Meergreis, welcher die freundliche Macht des tiefen Meeres bedeutet. Er tritt in der Sage besonders als weissagender Gott auf. Seine Töchter sind die lieblichen Nereiden, die auf dem Grunde des Meeres wohnen. Die bekanntesten der fünfzig Nereustöchter find Amphitrite, die Gemahlin des Poseidon, und Thetis. Die letztere war sehr schön und so lieblich, daß sie alle Götter entzückte. Auch Zeus, damals noch nicht mit Hera vermählt,

3. Das Altertum - S. 42

1893 - Leipzig : Dürr
— 42 — warb um sie. Allein Themis weissagte, daß der Sohn der Thetis mächtiger sein werde als der Vater. Da verzichtete Zeus auf die Vermählung und gab ihr einen sterblichen Mann zum Gemahl, den thessalischen König Peleus. Ihr Sohn war der berühmte Held Achilleus, Die Nereiden sind freundliche Göttinnen, die dem armen, geängsteten Schisser oder Schwimmer beistehen und Verlassene beschirmen. Unter den Gottheiten des Meeres nimmt noch Okeanos eine hervorragende Stellung ein. Er und seine Gemahlin Thetys wurden als die ehrwürdigen, greisen Ureltern aller Götter verehrt, Kronos und alle Titanen sollten von ihm abstammen. Diese hohe Bedeutung beruht darauf, daß in Okeanos das Weltmeer als göttliche Kraft auftritt, weil von hier aus alle Belebung des starren Erdkörpers auszugehen schien. Darum ist er auch der Vater aller Flußgötter und Quellengöttinnen, an deren Stelle indes bald die Nymphen treten. Diese sind untergeordnete göttliche Wesen, welche ebensowohl im Wasser als auch auf der Erde wirken und schaffen. Sie beleben und beseelen Wald und Flur, Berg und Thal, wohnen in stillen Grotten, wo sie spinnen und weben, oder tanzen und spielen auf stillen Waldwiesen am Flußuser. Zu allen Hilfsleistungen bereit, schließen sie sich gefällig und anmutig an Götter und Helden an, aber sie sind auch zauberkundig und können den, dem sie zürnen, in Wahnsinn versetzen. Götter der- Erde und der Unterwelt (chthonische Götter). Demeter, die Schwester des Zeus, ist die Erdmutter, die Göttin der fruchttragenden Erde, besonders der Feldfrüchte. Ihre Tochter ist Persephone, das Blumenkind. Nach dem Willen des Zeus wurde sie die Gemahlin des Hades, des Gottes der Unterwelt. Persephone pflückte in Gesellschaft ihrer Gespielinnen Blumen auf der Flur; als sie, von einer duftenden Narziffe gelockt, sich von den anderen entfernt hatte, stürmte der Gott der Unterwelt aus der Tiefe der Erde mit feinem Wagen herauf und raubte die Jungfrau, ohne daß es die Gespielinnen gewahr wurden. Aber die Mutter hatte ihren Hilferuf gehört und eilte herbei. Trostlos irrte sie von Ort zu Ort, ohne ihr Kind zu finden, bis ihr Helios, der Allsehende, verkündete, wo sie wäre, aber auch dann vermied sie den Verkehr mit den Göttern, in ihrer Trauer vergaß sie, die Erde mit Früchten zu bedecken, und Götter und Menschen entbehrten ihre Gaben. Da verordnete Zeus, daß Persephone die eine Hälfte des Jahres bei der Mutter auf der sonnigen Erde, die andere Hälfte aber im Reiche der Schatten bei ihrem Gemahl zubringen solle. Persephone ist also das Bild (Symbol) der Pflanzen, die zur Hälfte über der Erde und zur Hälfte unter der Erde leben. Demeter erzeigt sich den Menschen freundlich und hilf-

4. Das Altertum - S. 43

1893 - Leipzig : Dürr
— 43 — reich, indem sie dieselben zum Anbau der Feldfrüchte und zur Gründung fester Wohnsitze anleitet. Sie ist die Göttin des Ackerbaues und damit der Kultur überhaupt. Ihr wichtigstes Heiligtum war der Tempel zu Eleusis bei Athen. Dort sollte sie auf einem Steine bei einem Brunnen ausgeruht haben, als sie in ihrem Schmerze um das geliebte Kind umherirrte. Hier wurden Ende September und Anfang Oktober neun Tage lang die großen Eleufinien gefeiert. Am fünften Tage zogen auf der heiligen Straße von Athen aus Taufende, angeführt von den Priestern und den obrigkeitlichen Personen, bekränzt mit Myrte und Eppich, und allerlei Ackergeräte tragend, nach Eleusis. Die Teilnehmer hießen Mysten, Eingeweihte, weil mit der Feier geheimnisvolle Gebräuche verbunden waren, die eine symbolische (bildliche) Bedeutung hatten. Das Verschwinden der Persephone und ihr Wiedererscheinen nämlich führte zu Gedanken über die Unsterblichkeit. Denn wie der Pflanzenkeim in die Erde gesenkt wird und wieder zum Lichte emporstrebt, so geht der Mensch durch das dunkle Grab zu neuem Leben ein. Die geheimnisvollen Gebräuche (Mysterien) wurden in einem prachtvollen Gebäude vollzogen, welches die Athener erbaut hatten. Dort wurde auch ein Schauspiel aufgeführt, welches die Geschichte der Demeter darstellte. Es gab verschiedene Grade der Weihe. Wer die höhere Weihe empfangen sollte, wurde durch finstere Gänge voll wunderbarer Erscheinungen geführt, die Angst und Staunen, Zittern und Schauer-erregten, dann sah er sich plötzlich von einem blendenden Lichte umflossen, sah die herrlichsten Göttergestalten um sich und hörte die heiligen Gesänge. Dargestellt wurde die Demeter iu mütterlicher Hoheit mit einem Ährenkränze auf dem Haupte, einer Fackel in der einen und einem Korb mit den geheimnisvollen Geräten in der anderen Hand. Die Demeter ist verwandt mit der asiatischen Göttin Kybele, die mit wilden, lärmenden Aufzügen und Selbstverwundungen verehrt wurde. In dem Geiste der Griechen hatte sich die Idee der Erdmutter unendlich veredelt und verschönert. Dionysos oder Bakchos, der Gott des Weines, ist wie Demeter eine Gottheit, welche das Leben in der Natur weckt, die Säste und Kräfte derselben in Bewegung setzt. Daher wurde er auch in Eleusis mit Demeter gemeinschaftlich verehrt. Dionysos ist der Feuergeborene, der Sohn des Zeus und der Semele, der Tochter des Königs Kadmos von Theben. Nach dem Rate der Here bat sie Zeus, ihr in aller seiner Herrlichkeit zu erscheinen. Er kam mit Blitz und Donner, das Haus und Semele selbst verbrannten zu Asche, aber aus den Flammen ging der neugeborene Gott unverletzt hervor. Er

5. Das Altertum - S. uncounted

1893 - Leipzig : Dürr
I Die in i|trn (f»rnitbuigrn. Ein Lehrbu ch für die deutsche Schule und ein Lesebuch für das deutsche Haus in vier Teilen. Mit besonderer Berücksichtigung der neueren Lehrpläne bearbeitet von Prof. Dr. Franz Pfalz, Direktor der I. Realschule in Leipzig- Leipzig, Verlag der Dürr'scheu Buchhandlung 1893. 7086

6. Das Altertum - S. V

1893 - Leipzig : Dürr
Vorwort. Das vorliegende geschichtliche Lehr- und Lesebuch ist aus der Schulstube hervorgegangen, dies möge sein Erscheinen rechtfertigen und ihm eine freundliche Beachtung in Schule und Haus gewinnen helfen. Was dem gebildeten deutschen Manne aus der Geschichte zu wissen not thut, ist in leichtfaßlicher Darstellung geboten. Das Maß des Stoffes, der Ton der Erzählung, die Auffassung der geschichtlichen Thatsachen, die Beschränkung der Namen und Zahlen, alles dies hat sich nach und nach im unmittelbaren Verkehr mit den Schülern gleichsam von selbst gestaltet. Natürlich steht, abgesehen vom Altertum, die deutsche Geschichte im Vordergründe, die übrigen Staaten kommen nur so weit in Betracht, als ihre Beziehungen zu Deutschland es erfordern, doch find sie, der Übersichtlichkeit wegen, besonders behandelt. Alles Nebensächliche, aller gelehrter Kleinkram, ist ausgeschlossen, und damit auch die Lehrer, die noch unter dem Gegebenen eine Auswahl treffen möchten, nicht daran gehindert sind, so suchen die einzelnen Kapitel eine gewisse Selbständigkeit zu bewahren, daher manche kleine Wiederholungen, die auch bei dem zusammenhängenden Lesen nicht stören werden. Das behagliche Erzählen von Anekdoten, die nur als sinnreiche Erdichtungen, nicht als geschichtliche Thatsachen angesehen werden können, ist als unsrer fortschreitenden politischen Anschauung nicht mehr entsprechend vermieden worden. Desto mehr ist das Kulturgeschichtliche, die bald rasch fortschreitende, bald gehemmte Entwicklung des Volkslebens betont. Ob der hier gemachte Versuch, in die Verknüpfung der geschichtlichen Grundzüge den Reiz der Geschichte zu legen, einigermaßen gelungen ist, mögen Fachmänner entscheiden.

7. Das Altertum - S. VI

1893 - Leipzig : Dürr
— Vi — Daß die Litteratur in ihren neuesten und besten Erscheinungen so viel als möglich benutzt worden ist, sei als selbstverständlich nur beiläufig erwähnt. Die am Ende jedes größeren Abschnittes angeführten Werke sollen nicht den ganzen Bestand der benutzten Bücher bezeichnen, sondern nur Winke für die enthalten, die, von dem hier Gebotenen angeregt, Ausführlicheres lesen möchten, denn in einem Lehrbuche, das hauptsächlich für die Schule bestimmt ist, mußte die Knappheit der Darstellung vor allem das Maßgebende sein. Die am Schlüsse jedes Bandes angefügte Zahlen- und Namentafel wird den Schulen willkommen sein, in denen eine besondere Ge-fchichtstabelle nicht eingeführt ist. Im übrigen hat die Verlagsbuchhandlung nichts versäumt, das Buch trotz seiner Billigkeit in Bezug auf Druck, Papier und Einband so auszustatten, daß es vor allem in der Schulklasse, dann aber auch in Schülerbibliotheken und auf dem Weihuachts- oder Geburtstagstische seinem hohen Zwecke, die Liebe zum Vaterlande zu wecken und zu pflegen, einen würdigen äußeren Ausdruck verleiht. Allen Freunden und Kollegen, die das Werk durch ihre Teilnahme und ihren Rat gütigst fördern wollen, im voraus meinen besten Dank! Leipzig, im Herbst 1893. Dr. Jfrnn? Pfah.

8. Das Altertum - S. 51

1893 - Leipzig : Dürr
— 51 — ein Heiligtum des dorischen Stammes, aber sowie die Dorer sich über ganz Griechenland verbreiteten, so wuchs auch das Ansehen des Orakels zu Delphi. Hier verkündete Apollon den Willen seines Vaters Zeus durch den Mund der Pythia, der weissagenden Priesterin. Diese berühmte Orakelstätte lag am Südabhange des Parnassosgebirges in einem von Wald umgebenen Thalkessel. Aus den Spalten des Kalkgebirges brachen eiskalte Quellen und Lustströme hervor, welche berauschend wirkten. Über einem solchen Erdspalte war der Tempel erbaut, in einem abgesonderten Raume desselben stand ein Dreifuß, aus dem die Priesterin Platz nahm. An sie wurden von dem Oberpriester die Fragen gerichtet, und wenn sie dann, von den ausströmenden Gasen erregt, einzelne Worte, Silben oder Laute hören ließ, so setzten die umstehenden Priester daraus die Antwort zusammen, gewöhnlich in kurzen Versen, und überbrachten sie dem in dem Vorraume harrenden Frager. Könige kamen hierher oder schickten ihre Gesandten, wenn sie vor einem wichtigen Unternehmen, z. B. einem Kriege, standen, auch Staatsmänner, Feldherren, Privatpersonen suchten hier Rat und Auskunft, und nicht nur Griechen, sondern auch Fremde ans Asien und Afrika. Das Orakel zu Delphi verkündete weniger die Zukunft als den göttlichen Willen in jedem besonderen Falle, und da die Priester alle angesehenen Personen, sowie alle wichtigen Ereignisse genau kannten, so war wohl oft die Antwort schon fertig, ehe die Frage gestellt wurde. Auch schwere, streitige Rechtsfälle wurden in Delphi entschieden und blutige Thaten durch Bußen gesühnt, welche der Gott selbst durch den Mund der Priester forderte. Aus Ehrfurcht und Dankbarkeit wurden fehr viele Weihgeschenke im Tempel niedergelegt, goldene Becken, Kannen, Dreifüße, Ringe und Kronen. Dadurch erhielt das delphische Heiligtum einen sehr großen Schatz, der in Schatzhäusern rings um den Tempel angehäuft wurde. Auch entstand in der Nähe des Tempels eine Stadt, in der die Priester die Herrschaft ausübten. Delphi stand unter dem Schutze der Amphiktyonen, d. H. ursprünglich der Umwohnenden, doch dehnte sich der Amphiktyonenbnnd allmählich weiter aus, so daß auch Athen und Sparta dazu gehörten. Sparta hatte den Vorsitz in diesem Tempelbunde, der mit großer Strenge jede Verletzung des Tempelgebietes, jeden Frevel gegen das Heiligtum strafte, aber auch den Frieden zwischen den verbundenen Volksstämmen aufrecht zu erhalten suchte und unmenschliche Maßregeln im Kriege, z. B. das Abschneiden des Trinkwassers, verbot. So ward Delphi der Mittelpunkt eines großen hellenischen Staatenbundes und der Schutz des Heiligtums ein Band, welches die vereinzelten, an sich ohnmächtigen Staaten umschloß. Delphi selbst mit seinem Tempel und seiner Priesterschaft ge- £ *

9. Das Altertum - S. 52

1893 - Leipzig : Dürr
— 52 — hörte feinem Staate an, sondern war unabhängig. In alter Zeit hatte die phokische Stadt Krissa, in deren Gebiet Delphi lag, die Oberhoheit über das Heiligtum beansprucht und von deu Reisenden, welche auf der heiligen Straße nach Delphi zogen, Zoll erhoben. Aber die delphischen Priester hatten darüber bei den Amphiktyonen Klage geführt, diese hatten den Krissäern den Krieg erklärt und denselben nicht eher beendet, als bis Krissa zerstört war. Nachdem die Einwohner getötet oder als Sklaven verkauft worden waren, wurde das Gebiet von Krissa als heiliges Feld dem Tempel übergeben. Es durfte nicht gepflügt und nicht bebaut werden, nur heilige Haine gab es dort und Weideplätze für die Herden; damit aber niemand sich an dem heiligen Boden vergriffe, umgingen die Tempelhüter von Zeit zu Zeit das Gebiet, und schwere Strafe traf den, der sich eines Teiles desselben bemächtigt hatte. Die Griechen liebten die Feste und bei den Festen die Kamps-spiele, welche in musische und gymnische eingeteilt wurden. Zu den musischen gehörte Gesang und Zitherspiel, zu den gymnischen Ringen, Werfen mit der Steinscheibe (dem Diskos), Wettlaufen, und dazu kam noch das Wettfahren mit dem Viergespann. Jeder berühmte Tempel hatte seine jährlich wiederkehrenden Feste; zu Ehren mancher Gottheiten, z. B. des Dionysos und der Athene wurden mehrere Feste im Jahre abgehalten. Berühmte Festspiele, bei denen sich Teilnehmer ans ganz Griechenland, ja auch ans den griechischen Kolonien in Asien und Italien einfanden, waren die zu Delphi (alle vier Jahre), in Nemea, auf dem Jsthmos von Korinth zu Ehren Poseidons und die berühmtesten von allen die in Olympia zu Ehren des Zeus. Olympia war eine Ebene nahe bei der Stadt Elis in der peloponnesischen Landschaft gleiches Namens. Im Norden grenzte sie an einen Berg, im Süden an den Fluß Alpheios. Hier stand in einem Haine von Olivenbäumen der Tempel des Zeus. Vor dem Haine breitete sich das Stadion aus, ein freier Platz, wo die Wettkämpfe abgehalten wurden, und daran stieß das Hippodrom, die Bahn für die Wettfahrten. Immer nach einem Zwischenraum von vier Jahren, also in jedem fünften Jahre, fanden hier die großen Festspiele statt, zu welchen die freigeborenen Männer aus allen Staaten Griechenlands, ja aus den fernsten Kolonien herbeiströmten. Dann glich die Ebene von Olympia einem Heerlager mit Tausenden von Zelten. Die Spiele dauerten fünf Tage, und während dieser Zeit, sowie lange vor- und nachher mußten alle Fehden ruhen; wer den heiligen Festfrieden brach, wurde dem Zeustempel als Sklave übergeben. Die Anordnung der Spiele, die Verwaltung des Tempelgutes, die Verteilung der Preise und das Gericht über Verletzung des Landfriedens stand den Eleern zu, aber als die Schutzherren des

10. Das Altertum - S. 61

1893 - Leipzig : Dürr
— 61 — gehört hatte zu regieren, gab es nur einen Archon, der zehn Jahre lang den Staat regierte, später hatte man, um allen adligen Familien den Zutritt zum Staatsregimente zu erleichtern, neun Archonten eingesetzt, die ihre Amtsgewalt nur ein Jahr besaßen. Als trotzdem die Streitigkeiten kein Ende nahmen, dachte man daran, die Staatsverfassung überhaupt fester zu bestimmen. Das erste, was die ärmeren Bürger forderten, waren geschriebene Gesetze. Bisher hatten die herrschenden Geschlechter, die Patrizier, nur nach den Gewohnheiten gerichtet, die sie von ihren Vatern ererbt hatten, und manche Ungerechtigkeit war untergelaufen. Jetzt sollten die Rechtsgrundfätze ein für allemal festgestellt werden. Der damit beauftragte Archon Drakon hielt sich zumeist an das bisher übliche Verfahren, aber die Strafen, die er auch auf leichtere Vergehen, z. B. auf Diebstahl von Obst oder Gemüse setzte, erschienen vielen zu streng, und man sagte wohl, seine Gesetze seien „mit Blut geschrieben". Die Hauptsache war, daß die nächste Zeit viel Not und neue Streitigkeiten über Athen brachte. Unglückliche Kriege, besonders der mit der Stadt Megara um den Besitz der Insel Salamis, erzeugten eine Stockung in Handel und Gewerbe, sowie eine große Teuerung. Das Volk, unzufrieden mit feiner Lage und von Schulden gedrückt, beschwerte sich über die adligen Richter, warf ihnen vor, sie seien ungerecht, habsüchtig und willkürlich, nicht einmal das Tempelvermögen sei vor ihnen sicher, und es fehlte nicht an Aufwieglern, die die Unzufriedenheit der Menge durch aufreizende Reden vermehrten. Mitten unter dem aufgeregten Volke erschien plötzlich ein wohlhabender Mann, der den Athenern nicht unbekannt war, Solon mit Namen. Kurze Zeit vorher war er aus dem Markte erschienen und hatte ein Gedicht vorgetragen, in dem er seine Mitbürger aufforderte, den Kamps um Salamis von neuem zu beginnen. Darnach war er mit fünfhundert Freiwilligen, die seinem Rufe gefolgt waren, auf Fifcherkähnen gegen Salamis ausgezogen, hatte die Landung ohne Hindernis bewerkstelligen können, durch geschickte Teilung seines kleinen Heeres die Stadt Salamis von der Land- und Wasserseite zugleich angegriffen und so die Insel wieder erobert. Jetzt trug dieser Mann wieder eine Elegie vor, in der er die Adelsherrschaft auf das schärfste angriff. Das Volk jubelte ihm zu und verlangte, daß ihm allein die Aufstellung einer neuen Verfassung übertragen würde, auch die Adligen wagten nicht, dagegen aufzutreten und hofften im stillen, daß Solon als vermögender Mann ihre Rechte nicht allzusehr beschränken werde. Solon wurde zum ersten Archon erwählt und übernahm, wenn auch mit schwerem Herzen, das Amt eines Gesetzgebers. In der That suchte er beiden Parteien
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